4. Schlussbetrachtung


Es war das Bestreben der vorliegenden Arbeit, eine digitale Präsentation ausgewählter mittelalterlicher Schriftstücke, mit dem Schwerpunkt des Lorscher Arzneibuches, im medizinhistorischen Kontext zu entwickeln und die Potenziale digitaler Methoden für die historische Forschung aufzuzeigen. Anhand der Paläographie als exemplarische Teildisziplin der historischen Hilfswissenschaften wurde verdeutlicht, welche neuen Möglichkeiten die digitale Aufarbeitung bietet, wie diese auch in der Übung „Hilfswissenschaften im digitalen Zeitalter“ vorgestellt und erprobt wurden. Die Schriftenkunde hat sich zudem für die Datierung des Codex Bambergensis medicinalis als überaus bedeutend erwiesen.[129] Wie in Abschnitt 2.2 dargestellt wurde, hat das digitale Zeitalter eine gänzlich neue Art medialer Verständigung und Präsentation begründet, deren Strukturen die Informationsverarbeitung der mündlich-schriftlichen Kommunikation transformieren und zugleich innovative Methoden des Umgangs mit den historischen Quellen eröffnen.[130]

Der zentrale Vorteil der digitalen Präsentation besteht darin, dass „Informationen flexibel gespeichert und […] grundsätzlich ohne großen Aufwand verändert werden“[131] können. Ferner hebt auch Twycross die vielfältigen Möglichkeiten hervor, die eine digitale Aufarbeitung paläographischer Inhalte bietet.[132] Gleichwohl wurden in Abschnitt 2.2 nicht nur die Chancen, sondern auch die Grenzen solcher digitaler Verfahren diskutiert; unterliegt doch die Geschichtswissenschaft einem stetigen Wandel und muss ihre Methoden kontinuierlich prüfen und an die gegenwärtigen Umstände anpassen. Für den Historiker und die Historikerin ist daher eine schrittweise Aneignung und praktische Erprobung dieser neuen Arbeitsweisen des Faches unerlässlich, um das in diesen Verfahren enthaltene Potenzial vollständig zu erschließen.[133] Die vorliegende Arbeit hat überdies durch die Gestaltung einer begleitenden HTML-Seite deutlich gemacht, wie kontextualisierte Inhalte und die klassischen Methoden der Geschichtswissenschaften in eine digitale Präsentation überführt werden können. Dies erfolgte durch die Verbindung von Abbildungen, Verlinkungen zu einschlägigen digitalen Beiträgen und die Transkription, welche durch Stoll auf der Website der Staatsbibliothek Bamberg zugänglich gemacht wird. Die Einbindung von Transkription und Bildmaterial erlaubt hierbei den unmittelbaren Bezug zwischen Quelle, Analyse und Interpretation.

Die Heilkunst im Mittelalter kann somit nicht nur inhaltlich, wie in Abschnitt 3, erschlossen, sondern auch medial einer interessierten Öffentlichkeit zugänglich und erfahrbar gemacht werden, im Rahmen der Übung „Hilfswissenschaften im digitalen Zeitalter“ an der Otto-Friedrich-Universität Bamberg. So lässt sich abschließend festhalten, dass im digitalen Zeitalter, welches von „Algorithmen und Informationssysteme[n] [geprägt]“[134] ist, diese medialen Strukturen die historischen Denkprozesse beeinflussen und zugleich die Art und Weise wandeln, in welcher die historische Sinnproduktion erfolgt.[135]




[129]Vgl. Stoll, 1992, S. 12.

[130]Hiltmann, 2022, S. 25.

[131]Ebd., S. 26.

[132]Vgl. Twycross, 1999, S. 259–262.

[133]Hiltmann, 2022, S. 40; vgl. Haber, 2011, S. 104.

[134]Vogeler et al., 2022, S. 177.

[135]Ebd., S. 177–178.