Urkundenlehre, Siegelkunde, Archivwesen
diplomatics, sigillography (sphragistics), archives / diplomatique,
sigillographie, archivistique /
diplomatica, sigillografia, archivistica
Auf dieser Seite werden einige Begriffe erläutert (mit
bibliographischen Hinweisen), die allgemein die Diplomatik und ihr
benachbarte Disziplinen betreffen. Folgende Themen stehen bisher zur
Verfügung:
Aktenkunde ; Archiv (
Literatur;
Führer, Archive im
Netz );
Diplomatik :
Urkundengruppen, äußere
Merkmale, innere Merkmale,
Überlieferung ( Literatur, u.a.:
Einführungen,
Handbücher,
Aufsatzsammlungen,
Abbildungen) ;
Sphragistik {(Siegelkunde)
Literatur , Netz }
Hist.Hilfswissenschaft, die Urkunden, d.h. formalisierte
schriftliche Zeugnisse rechtserheblicher Vorgänge oder
Sachverhalte, untersucht und interpretiert. Entstanden in
Auseinandersetzungen um die Authentizität älterer
Privilegien, ist das discrimen veri ac falsi auch heute noch
eine wichtige Aufgabe der Urkundenlehre, die aber nun auch
Kanzleigeschichte und die mit der Urkundenherstellung befaßten
Personen biographisch und sozialgeschichtlich sowie die
ökonomischen Aspekte des Urkundenwesens untersucht.
Der Begriff Diplomatik geht auf J. Mabillon ( De re diplomatica
, 1681) zurück. Bis zum Ende der alteuropäischen
Rechtsordnung war die Diplomatik eine juristische Disziplin, die
Fortentwicklung zur historischen Richtung erfolgte u.a. an der
Pariser École des Chartes , am Wiener Institut für
Geschichtsforschung und durch die Herausgeber der Diplomata-Reihe der
MGH.
Man unterscheidet drei große Gruppen von Urkunden, die nach den
spezifischen und den vergleichbaren Merkmalen untersucht
werden:
Die äußeren Merkmale,
die nur am Original untersucht werden können, umfassen
Beschreibstoff und Schrift, Besiegelung und andere
Beglaubigungsmerkmale wie Unterschriften (nicht unbedingt
Namensunterschriften, sondern auch Grußformeln, z.B. das
Benevalete in den
Papsturkunden, oder das byzantinische Menologem) und Zeichen
(signa, Monogramme ), im
späteren Mittelalter auch die Spuren des Geschäftsgangs,
die Kanzleivermerke. Zuerst lassen sie sich an den
päpstlichen litterae des frühen 13. Jahrhunderts
beobachten (
Schema
Papsturkunde ). In Abschriften, vor allem in beglaubigten, werden
diese Erscheinungen - allerdings nicht die Kanzleivermerke - meist
beschrieben , mehr oder weniger genau, und gelegentlich
nachgezeichnet. In diesen Fällen ist dann eine teilweise
Kritik möglich, wenn vergleichbare Originale zur
Verfügung stehen.
Die inneren Merkmale - Stil und
Sprache sowie der formelhafte Aufbau - lassen sich in jedem Fall
auch an Kopie oder Druck erkennen. Zum
Standardformular ma. Urkunden
gehören das
- Protokoll mit
- der Text mit
- Eschatokoll mit
Nicht alle Formeln
treten in jeder Urkundenart in gleichem Maße auf, jedoch
enthalten alle Urkunden Informationen über die beteiligten
Parteien (Aussteller und Empfänger), den Rechtsinhalt und in
der Regel über Ort und Zeit der Urkundenausstellung.
Beginn des Regestum
Pharphense
|
Der Anteil der Originale an der
Überlieferung ist nach Ort und Zeit
unterschiedlich, daneben spielt die
abschriftliche Überlieferung beim
Empfänger (Kopialbuch,
Einzelabschrift) oder beim Aussteller
(Registerüberlieferung) eine Rolle.
Die kontinuierliche Reihe der päpstlichen
Register setzt mit Innocenz III. ein, weltliche
Registerserien folgen später. Überlieferung
eines Dokuments im Register bei Fehlen eines Originals
ist keine Seltenheit, dies kann jedoch verschiedene
Ursachen haben. Andererseits wurden bei weitem nicht alle
ausgehenden Urkunden registriert.
|
Die Mehrzahl der überlieferten Urkunden ist in Latein
abgefaßt, das in der päpstlichen Kanzlei für
feierliche Dokumente bis in die Gegenwart hinein als
Urkundensprache gebräuchlich ist.
Einzelne volkssprachliche Begriffe treten in Urkunden seit der
Karolingerzeit auf, vor allem Onomastica und Toponomastica,
vollständig in der jeweiligen Volkssprache geschriebene
Privaturkunden erst seit dem Beginn des 12.Jh. (prov., span.,
ital., frz.). Ausnahme sind die ags. Urkunden der altenglischen
Könige vor der normannischen Eroberung.
Deutschsprachige Urkunden setzen zu
Beginn des 13.Jh. ein, die älteste dt. Königsurkunde Konrads IV. ist von
1240, als Kanzleisprache verbreitet sich Deutsch erst im Laufe des
14.Jh.
Selten sind illuminierte Urkunden. Außer einer Gruppe von
Diplomen Ludwigs d. Bayern, deren Initialen Magister Leonhard von
München mit Miniaturen versehen hat, sind es kollektive
Ablaßurkunden (von
1342 für
Deutschnofen; Ausschnitt mit
Initiale U) und
Wappenbriefe, auf denen Bilder
zu finden sind. Prunksuppliken können ebenfalls Bildschmuck
aufweisen. Gegen Ende des fünfzehnten Jahrhunderts werden
auch Schmuckleisten (meist mit Wappen des Ausstellers versehen)
häufiger, deren Verwendung auch in der Neuzeit weiter
andauert.
Lit.
Einführungen
- Guyotjeannin, Olivier u.a.: Diplomatique
médiévale / Olivier Guyotjeannin ; Jacques Pycke ;
Benoit-Michel Tock. Turnhout : Brepols, 1993. - 454 S. : Ill. (L'
atelier du médiéviste ; 2)
- A. Pratesi, Genesi e forme del documento medievale ,
Roma 1979, sec. ediz. 1987. -
- Brandi Karl , Urkundenforschung, in AUF 2, 1909, 155 -
160.
- Santifaller Leo, Urkundenforschung. Methoden, Ziele,
Ergebnisse. Weimar 1937 (Neudruck Darmstadt 1967, auch weitere
Nachdrucke ).
- Vocabulaire international de la diplomatique /
Commission Internationale de Diplomatique, Comité
International des Sciences Historiques. Ma Milagros Cárcel
Ortí, ed.. - 2. ed., corr. València : Univ. de
València, 1997. - 308 S. (Collecció Oberta ;
28)(Publicacions Universitat de València) . Die erste Auflage ist 1994 erschienen.
- Frenz Thomas, Urkundenlehre, in: Handwörterbuch
der deutschen Rechtsgeschichte V 583-591
Handbücher
Urkundenschrift
- Casula Francesco Cesare, Breve storia della scrittura
in Sardegna. La "documentaria" nell´epoca aragonese. [ Edes
(editrice democratica sarda). Saggi 12 ] Cagliari 1978. 172 S. 26
Fototafeln
- Bromm Gudrun: Die Entwicklung der Grossbuchstaben im
Kontext hochmittelalterlicher Papsturkunden. Marburg an der Lahn :
Inst. für Historische Hilfswiss., 1995. - 272 S. : Ill. + 13
Beil. (Elementa diplomatica ; 3) Zugl.: Marburg, Univ., Diss.,
1993.
- Rüth Martin, Aufkommen und Verbreitung der humanistischen
Kanzleikursive in den kommunalen Behörden der südlichen Toskana und
Umbriens. Untersuchungen zu den Dokumentarschriften von Foligno, Perugia,
Siena und Arezzo im 15. Jahrhundert, in AfD 36, 1990, 221-370 ; Teil 2
AfD 37, 1991, 307-451.
- Nicht mehr im Netz zugänglich ist der
Artikel über
Urkundenwesen
aus dem Lexikon des Mittelalters VIII 1298-1323, der von
verschiedenen Autoren verfaßt wurde und weitere spezielle
bibliographische Angaben enthält.Über DBIS finden Sie den Zugriff
auf das Lexikon über den CD-Rom Server der UB (nur im Universitätsnetz)
- Auch die Zahl der im Netz zugänglichen Urkundeneditionen
in unterschiedlichem Grad der elektronischen Aufbereitung nimmt
ständig zu. Einige Hinweise finden Sie in der VL - (digitale)
Editionstechnik
von Patrick Sahle, außerdem die Seiten zur Diplomatik, Editionen und
Regesten.
(zum
Seitenanfang
Sphragistik
[Siegelkunde]
|
|
Siegel waren bereits im Antiken Orient bekannt
(Lit.) .Die Siegelkunde untersucht Form ,
Material, Befestigung, Darstellung und Funktion der Siegel (lat.
sigillum "Bildchen") in Mittelalter und Neuzeit . In enger
Verbindung mit der Diplomatik im 17.Jh. entstanden, bedient sie
sich auch Methoden der Numismatik, Heraldik und Epigraphik. Siegel
wurden als Beglaubigungsmittel , aber auch zum Verschluß von
Urkunden und Briefen benutzt.
Als authentisch, d.h. allgemein rechtswirksam, wurden
die Siegel der Kaiser, Könige und Päpste, in
begrenzterem Umfang die der geistlichen und weltlichen
Fürsten sowie der Städte angesehen. In der
Umschrift parallel zum Siegelrand wurde Name und Stand des
Siegelführers angegeben, sie beginnt i.d.R. oben in der Mitte
mit einem Kreuz. Das Siegelbild wurde einer Siegelmasse mit Hilfe
eines Siegelstempel ( Typar ) , Siegelrings oder Petschaft
eingeprägt , bis zur Einführung von Gummistempeln ,
für die in der Amtssprache weiterhin die Bezeichnung
"Dienstsiegel" gebräuchlich ist. Daneben sind
Prägesiegel noch in Gebrauch.
Im MA. war naturfarbenes oder gefärbtes Wachs die
Hauptsiegelmasse, in der Neuzeit wurde Wachs vor allem auf Briefen
und kleineren Dokumenten durch Siegellack ersetzt, der sich
von der iberischen Halbinsel aus in Europa verbreitete. Daneben
tritt seit dem 14.Jahrhundert das Papiersiegel, d.h. die
Prägung eines Papierblättchens, das zunächst mit
einer dünnen Wachsschicht, später mit Oblaten auf der
Urkunde befestigt und dann geprägt wurde
(Oblatensiegel). Metallsiegel (Bullen) fanden in der
Papstkanzlei als Bleibulle, in Königs- und Kaiserurkunden als
Goldbulle Anwendung. Im Archiv der Päpste sind zahlreiche
Urkunden mit Goldbullen erhalten ( darüber können Sie
mehr lesen:
Goldsiegelsammlung in
Bamberg ).
Häufige Motive des Siegelbildes sind der thronende
Herrscher (s.o.), Ritter zu Pferd, Wappen , Schutzheilige oder auf
dem Revers der kaiserlichen Goldbulle die
Aurea Roma (Sie sehen
die Verso-Seite von BF. 814). Bei mehreren Ausstellern nimmt auch
die Zahl der Siegel entsprechend zu, z.B. bei Vertrags- und
kollektiven Ablaßurkunden.
Siegelabbildungen sind auch auf
weiteren Seiten zusammengestellt:
Tafel I (Friedrich II.);
Tafel II (Papstbullen) [wird
ausgebaut ]
Literatur:
- Chassant, Alphonse A.: Dictionnaire de sigillographie
pratique : Contenant toutes les notions propres à faciliter
l'étude et l'interprétation des sceaux du moyen age
/ Louis-Alphonse Chassant ; P.-J. Delbarre. - Nachdr. d. Ausg.
Paris 1860 . Hildesheim u.a. : Olms, 1987. - VIII, 216, XVI S. :
Ill. (auch Ausgabe Genf 1978)
- Vocabulaire international de la sigillographie / [cura
red.: Stefania Ricci Noè] Roma : Ministero per i
Beni Culturali e Ambientali, 1990. - 389 S. : Ill. (Pubblicazioni
degli archivi di stato / Sussidi ; 3)
- Henning, Eckart: Bibliographie zur Sphragistik :
Schrifttum Deutschlands, Österreichs und der Schweiz bis 1990
/bearb. von Eckart Henning und Gabriele Jochums. Köln
[u.a.] : Böhlau, 1995. - XX, 228 S. (Bibliographie der
historischen Hilfswissenschaften ; 2)
- Gandilhon, René: Bibliographie de la
sigillographie française / René Gandilhon et Michel
Pastoureau. Paris : Picard, 1982. - 222 S.
- Ewald, Wilhelm: Siegelkunde. München u.a., 1914
(ND 1969, 1975) [ Handbuch der mittelalterlichen und neueren
Geschichte, Abt. IV ]
- Ilgen, Theodor: Sphragistik, in : Grundriß der
Geschichtswissenschaft,..hg.v.Aloys Meister. Band I, Abt.4,
Leipzig - Berlin 2.Aufl.1912, S. 1- 58.
- Pastoureau Michel, Les sceaux. Turnhout 1981 [
Typologie des sources du Moyen Age occidental, 36 ]
- Kittel, Erich: Siegel . Braunschweig : Klinkhardt &
Biermann, 1970. - V, 530 S. : Ill. (Bibliothek für Kunst- und
Antiquitätenfreunde ; 11)
- Heraldika, sfragistika, genealogija, veksilologija :
rjecnik heraldickog nazivlja / [Text:] Bartol Zmajic. - 2.,
dop. i prosireno izd. Zagreb : Golden Marketing, 1996. - 177 S. :
überw. Ill. Zsfassung in dt., engl. und ital. Sprache
- Sigillografia .
- 1. Sigillografia generale; i sigilli pubblici e quelli
privati / Giacomo C. Bascapé. - 1969. - 465 S. :
Ill.
- 2. Sigillografia ecclesiastica / Giacomo C.
Bascapé. - 1978. - 400 S. : Ill..
- 3. I sigilli nella storia del diritto medievale italiano /
Mariano Welber. - 1984. - XI, 232 S..
- Stieldorf, Andrea: Siegelkunde. Basiswissen , Hannover 2004.
- Posse Otto : Die Siegel der deutschen Kaiser und
Könige von 751 bis 1806. I. Band: Die Siegel der deutschen
Kaiser und Könige von Pippin bis Ludwig den Bayern, Dresden
1909. - II.Band. Die Siegel der deutschen Kaiser und Könige
von Karl IV. bis Friedrich III. Mittelalterliche Fälschungen.
Landfriedenssiegel, Dresden 1910.
- Schlumberger, Gustave Léon: Sigillographie de
l'empire byzantin / par Gustave Schlumberger. - [Nachdr. der
Ausg.] Paris 1884. Torino : Bottega d'Erasmo, 1963. - VII, 748 S.
: Ill.
- Laurent, Vitalien: Le corpus de sceaux de l'empire
byzantin Paris : Éd.du Centre National de la Recherche
Scientifique (Publications de l'institut français
d'études byzantines.)
- 2. L'administration centrale. 1981.
- 5. L'église. P.1-3. 1963-65.* 1.2.* 3. Planches.
1963. Pt. 3, Supplément 1972. Pt. 4, Planches 1965
- Schlumberger, Gustave Léon: Sigillographie de
l'Orient latin / commencée par Gustave Schlumberger.
Continuée par Ferdinand Chalandon. Complétée,
annotée et publiée par Adrien Blanchet. Paris :
Geuthner, 1943. - XIX, 281 S., 22 Bl. : Ill. (Bibliothèque
archéologique et historique ; 37)
- Roman, Joseph H. : Manuel de sigillographie
française . Paris, 1912
- Engel, Arthur : Recherches sur la numismatique et la
sigillographie des Normands de Sicile et d'Italie . Bologna, 1972
(Nachdruck bei Forni )
- Távora, Luís G. de : O estudo da
sigilografia medieval portuguesa . Lisboa, 1983.
- Gumowski, Marian : Handbuch der polnischen Siegelkunde
. Graz, 1966
- Kamenceva, Elena I. : Russkaja sfragistika i
geral'dika. Moskva, 1963
- Martini Aldo : I sigilli d'oro dell'Archivio Segreto
Vaticano. Con una nota storica di Mons.Martino Giusti. Prefazione
di Alessandro Pratesi. Milano 1984 .
Luxusausgabe mit zahlreichen Farbtafeln . Ital. -
Engl.
- Kashnitz Rainer : Siegel und Goldbullen, in: Die Zeit
der Staufer. Geschichte - Kunst- Kultur. Katalog der Ausstellung,
Bd. I, Katalog, Stuttgart 1977, 17-19 , sowie die Katalognummern
27 - 162, S.20-107.
- Herklotz Ingo, Zur Ikonographie der Papstsiegel im 11. und 12.
Jahrhundert, in: Für irdischen Ruhm und himmlischen Lohn: Stifter und Auftraggeber
in der mittelalterlichen Kunst. Ed. Hans-Rudolf MEIER, Carola JÄGGI and Philippe
BÜTTNER. Berlin: Reimer 1995, 116-130. Von Leo IX. bis Paschal II.
- Gandilhon, René : Sigillographie des
universités de France . Paris, 1952
- Bedos Rezak Brigitte : Form and Order in Medieval
France. Studies in Social and Quantitative Sigillography. Variorum
CS 424. 1993.
- Wede Kai: Die Siegel der bayerischen
Landesuniversitäten Ingolstadt-Landshut-München,
Würzburg und Erlangen : eine historisch-sphragistische
Untersuchung. Mammendorf/Obb. : septem artes, 1996. - 140 S., 18
Bl. : Ill
- Weth, Ludwig Studien zum Siegelwesen der Reichsabtei
Fulda und ihres Territoriums. Darmstadt u.a., 1980
- Melville, Gert : Verwendung, Schutz und Mißbrauch
des Siegels bei den Cluniazensern im 13. und beginnenden
14.Jahrhundert, in: Fälschungen im Mittelalter IV.
Diplomatische Fälschungen (II) [ MGH Schriften 33, IV ] ,
Hannover 1988, 673 - 702.
- Vogtherr Thomas: Siegelrecht, Siegelmißbrauch und Siegelfälschung bei
den Zisterziensern, in: AfD 45 (1999) , S. 61-86.
- Schneidmüller Bernd, Die Siegel des Pfalzgrafen
Heinrich bei Rhein, Herzogs von Sachsen (1195/96 - 1227),
Niedersächsisches Jahrbuch für Landesgeschichte 57,
1985, 257 - 265 , 3 Abb.
- Goez Werner, Über Kardinalssiegel, in: Musis et
litteris. Festschrift für Bernhard Rupprecht zum 65.
Geburtstag , hg. von Silvia Glaser, Andrea M. Kluxen unter
Mitarbeit von Volkmar Greiselmayer, München 1993, 93 -
114.
Zeitschrift
- Archiv für Diplomatik, Schriftgeschichte, Siegel- und
Wappenkunde , hrsg. von Edmund E. Stengel. Köln [u.a.],
1955 - ; Hg. z.Zt. Walter Heinemeyer.
Siegel im
Netz:
Das Vatikanische Geheimarchiv hat 10
Siegel
aus seinen Beständen in Silber, einige auch in Gold
prägen lassen, obwohl es sich bei den meisten Vorlagen um
Wachssiegel handelt; sie werden auf den Seiten des Heiligen Stuhls
gezeigt. Neu ist eine Sonderausgabe anläßlich des
Jubiläums: die Nachprägungen einer Bulle Bonifaz VIII.
und Johannes Paul II. zeigen die ungebrochene ikonographische
Tradition der Rückseite mit den Köpfen der
Apostelfürsten (sie sind auch im
Bild
zu sehen).
Nach der Neugestaltung der Archivseiten findet sich auch die Goldbulle
Karls IV. aus dem Jahre 1355 und das doppelseitige Wachssiegel
Philipps II. von Spanien aus dem Bestand Sigilli staccati.
Im Rahmen der Visita virtuale gibt es auch eine dreidimensionale
Schau
von Bullen und Siegeln,die mit der Bleibulle des Gegenpapstes Nikolaus V.
beginnt und u.a. die Goldbulle Johannes VIII. Palaiologos und die
Bleibulle des venezianischen Dogen Alvise I Mocenigo darbietet. Drei der
sechs Exemplare stammen aus den Sammlungen loser Siegel (Sigilli staccati;
Bolle staccate), darunter die des Gegenpapstes und des Dogen.
Im Rahmen der Abhandlung zur päpstlichen Diplomatik gibt es auch einen
umfangreichen Abschnitt zur Siegelkunde mit Abbildungen und Erläuterungen.
Die Seiten stehen auch in deutscher, englischer, spanischer und
französischer Übersetzungen zur Verfügung, anscheinend in guter Qualität.
Siegel sind auch bei den Abbildungen der Urkunden aus
Duderstadt
zu sehen.
- Bericht über einen Vortrag (26.10, 1999) von Prof. Dr. Werner
Seibt, Wien, vor der Bayerischen Numismatischen Gesellschaft zur Byzantinischen Siegelkunde.
- Werner Seibt präsentiert auch die Projekte zur
Sigillographie
der Kommission für Byzantinistik der ÖAW: mit
Abbildungen und umfangreicher Bibliographie.
- Antike Siegel
- Boochs, Wolfgang : Siegel und Siegeln im alten
Ägypten . Sankt Augustin, 1982
- Unger, Eckhard : Der Beginn der altmesopotamischen
Siegelbildforschung. Wien, 1966
(zum
Seitenanfang)
Aktenkunde
A. untersucht und systematisiert die aus amtlicher Tätigkeit
hervorgegangenen Schriftstücke, heute i.d.R. als
Archivalienkunde bezeichnet. Daraus ergeben sich auch Erkenntnisse
für den Geschäftsgang. Akten (lat. actum "Handlung")
sind schriftlicher Niederschlag von Verwaltungshandeln,
quellenkundlich vor allem in der Neuzeit von Bedeutung, in
einfacheren Formen aber seit der Spätantike vertreten.
Voraussetzung für die Entstehung und Erhaltung von
Aktenbeständen ist ein fester Verwaltungssitz, obwohl z.B.
Register beim Ortswechsel einer Kanzlei durchaus mitgeführt
werden konnten. Daher sind neben der Römischen Kurie
zunächst in England, Sizilien, Frankreich und Aragon Akten
überliefert. In Deutschland ist in den Territorialstaaten und
in den Städten früher Aktenbildung nachzuweisen als am
Kaiserhof. Neben der chronologischen Ordnung in Kopialbüchern
(einlaufendes Schriftgut) und Registern (Auslauf) findet sich
schon vom 13.Jh. an Ordnung nach sachlichen Gesichtspunkten (z.B.
Thronstreitregister).
Lit.
(zum
Seitenanfang)
Archiv
(gr. arxeîon "Amtshaus",
lat. archium,archivum "Archiv").
Aufbewahrungsort von Urkunden und Akten, ursprünglich
für die Bedürfnisse einer geordneten Verwaltung. Die
römische Archivtradition überdauerte nur in einigen
Städten und im Ostgotenreich ( Cassiodor, Variae ), im
MA. verfügte zunächst die Kirche über Archive,
während Anfänge weltlicher Archive erst im 12.Jh.
(Sizilien, Aragon, England, Frankreich) zu beobachten sind.
Für die meisten ma. A. ist wegen der urkundlichen Rechtstitel
eine enge Verbindung mit dem Schatz zu beobachten. Die
Aufbewahrung erfolgte in verschließbaren Truhen (
scrinium ) , Kisten oder Schränken ( armarium
). Ältere kirchliche und private Archive sind
während der Säkularisation und Mediatisierung in
staatliche A. übernommen worden, die heute auch
nichtstaatliche A. betreuen oder deren Bestände auf
freiwilliger Basis übernehmen. In der Regel sind die
Bestände nach dem Provenienzprinzip geordnet, d.h.
nach der Herkunft der Archivalien. Heute dienen Archive
überwiegend als historische Forschungsstätten, die
laufend auch neues archivwürdiges Material aufnehmen, bei
umfangreichen Aktenbeständen allerdings erst nach Sichtung
und Auswahl (Kassation) durch den Archivar. Neben Schrift-, Bild-
und Tongut werden neuerdings auch elektronische Datenbestände
archiviert. Nachlässe werden heute meist in Archive
übernommen, finden sich aber auch in älteren
Bibliotheksbeständen.
In Bayern wurden in den letzten Jahren die Originalurkunden
bis 1400, die aus den staatlichen Archiven im ersten Drittel des
19. Jahrhunderts zur leichteren Erstellung der Regesta Boica in das damalige Reichsarchiv (jetzt:
Hauptstaatsarchiv ) in München überführt worden
waren, in die regional zuständigen Staatsarchive Augsburg,
Amberg, Bamberg, Nürnberg, Würzburg usw.
zurückgebracht, weshalb die Archivangaben z.B. in den
Diplomatabänden der MGH, soweit dort München angegeben
ist, meist berichtigt werden müssen.
Lit.
- E.G.Franz , Einführung in die Archivkunde,
Darmstadt 1974 u.ö.
- Platania Gaetano, Lineamenti di scienza archivistica
[Istituto di Storia dell'Università di Udine. Serie
monografica di Storia moderna e contemporanea, 6 ] Udine: Del
Bianco 1983, 379 S. Interessant
der Teil über das Archiv Bacciarelli, ein italienisches
Archiv in Polen, sowie die Anthologie aus Erlassen und
Verordnungen zum Archivrecht (vom Trentiner Konzil bis Paul VI.,
der Bericht der Archivkommission über die
Rückführung von Archivalien aus Wien nach Italien auf
der Grundlage der Bestimmungen des Vertrages von St. Germain, die
geltenden staatlichen italenischen Vorschriften ); sehr schlampig
sind die Register und die bibliographischen Angaben gearbeitet.
- Aus 1200 Jahren. Das Bayerische Hauptstaatsarchiv zeigt
seine Schätze , bearb. von Albrecht Liess [
Ausstellungskataloge der Staatlichen Archive Bayerns 11 ] Neustadt
a.d. Aisch, 3.Aufl. 1986.
- Jaroschka Walter, Zentralisierung und Dezentralisierung
im bayerischen Archivwesen. Voraussetzungen und Ergebnisse der
Beständebereinigung .in: Werkhefte der Staatlichen
Archivverwaltung Baden- Württemberg. Herausgegeben von der
Landesarchivdirektion Baden- Württemberg. Serie A
Landesarchivdirektion, Heft 3. Stuttgart 1993, S.37 - 51.
- Feierstunde aus Anlaß der Rückgabe der
mittelalterlichen Urkunden vom Bayerischen Hauptstaatsarchiv in
München an das Staatsarchiv Bamberg sowie der Übergabe
des neuen Benützerbereichs des Staatsarchivs am 24. Januar
1994, 15 Uhr Bearbeiter:Stefan Nöth, Hans Jürgen
Wunschel. Bamberg 1994. 16 ungez. S.
- Rupprecht Klaus, Die Wiederentdeckung des
Schloßarchivs Wiesenthau oder: vom Sinn des
Provenienzprinzips, in BHVB 135, 1999, 45 - 62.
Der Autor ist Absolvent des Bamberger
Diplomstudiengangs Geschichte und zur Zeit als Archivar am
Bamberger Staatsarchiv für die Zusammenführung solcher
Provenienzen zuständig.
- Formazione e aggiornamento di archivisti e bibliotecari
: problemi e prospettive ; atti del convegno, Roma,
Università degli Studi "La Sapienza", 2 - 4 marzo 1989 /
Comitato Nazionale per le Celebrazioni del 25. Anniversario della
Scuola Speciale per Archivisti e Bibliotecari. A cura di
Alessandro Pratesi. Roma : Bulzoni Ed., 1992. - 263 S.
- Perez Galaz Juan de Dios, Elementos de archivologia;
manual de divulgacion. Mexico : Impr. Universitaria 1952
- Für viele Archive im Inland,
z.B. Bayern (der Kurzführer unseres Bamberger Staatsarchivs
ist 1994 erschienen ), und im Ausland , z.B. Italien, sind
Kurzführer erhältlich, die eine Reihe notwendiger
Informationen über Bestände und
Benutzungsmöglichkeiten bieten.
- Staatsarchiv Bamberg.Kurzführer der Staatlichen
Archive Bayerns, Neue Folge 1 . München 1994, 24 S.
Bearbeiter: Franz Machilek, Stefan Nöth, Achim Paulus,
Hans Schmittinger, Hans Jürgen Wunschel.
- Als Beispiele für Italien
- Itinerari archivistici italiani. Archivio
Centrale dello Stato. [ Ministero per i beni culturali
e ambientali. Ufficio Centrale per i beni archivistici.
Itinerari archivistici italiani. [ 2 ] fing.Zählung ] Roma
o.J. [ 1977] 20 S.
Über das Archivio Centrale dello Stato in Rom, das
Materialien seit der Einigung Italiens enthält.
- Itinerari archivistici italiani.
Campania .[ Ministero per i beni
culturali e ambientali. Ufficio Centrale per i beni
archivistici. Itinerari archivistici italiani. [ 15 ]
fing.Zählung] Roma o.J. [ 1977] 40 S.
Enthält Hinweise zu AS Napoli, AS Avellino, AS Benevento,
AS Caserta, AS Salerno.
- Itinerari archivistici italiani.
Puglia .[ Ministero per i beni
culturali e ambientali. Ufficio Centrale per i beni
archivistici. Itinerari archivistici italiani. [ 16 ]
fing.Zählung ] Roma o.J. [ 1977] 20 S.
Enthält Hinweise zu AS Bari mit den sezioni Barletta und
Trani, AS Brindisi, AS Foggia mit der sezione Lucera, AS Lecce,
AS Taranto.
- Itinerari archivistici italiani.
Sicilia . [ Ministero per i beni culturali e
ambientali. Ufficio Centrale per i beni archivistici. Itinerari
archivistici italiani. [ 19 ] fing.Zählung ] Roma o.J. [
1977], 38 S.
Enthält Hinweise zu AS Palermo, AS Agrigento, AS
Caltanissetta, AS Catania, AS Caltagirone. AS Enna. AS Messina.
AS Ragusa. Modica. AS Siracusa. AS Trapani. Materialien aus
Mittelalter und Neuzeit. Jordanes. Abbildungen von
Normannenurkunden: Roger I. Roger II. Friedrich II. 1219
für DO Palermo. Notariat. Wappenkunde. Siegel. Notar
Maiorana. Garibaldi.
Über eines der bedeutendsten Archive für die
internationale Geschichtsforschung unterrichtet
Boyle, Leonard E.: A survey of the Vatican archives and
of its medieval holdings . Toronto, Canada : Pontifical Inst.of
Mediaeval Studies, 1972. - IV,250 S. (Subsidia mediaevalia. ; 1.)
Eine Übersicht der
bayerischen
Archive : Staats- und Kommunalarchive sowie Privatarchive mit
Adressen und teilweise mit Telefonnummern und bibliographischen
Hinweisen, ohne die kirchlichen Archive, hat Andreas
Hanacek, ausgehend von seinen genealogischen Interessen,
zusammengestellt . Zu den Archiven anderer Bundesländer sowie
zu den kirchlichen Archiven führt die Seite
"Archive
in der Bundesrepublik Deutschland", ebenfalls von A.
Hanacek.
Die Generaldirektion der Staatlichen Archive in Bayern bietet allgemeine
Informationen über das Archivwesen und auch über ihre
Publikationen und andere Angebote (Siegelreproduktionen).Das letzte Heft
der Nachrichten aus den bayerischen
Archiven kann auch als PDF-Datei heruntergeladen werden.Ferner gibt es
Informationen über Anschriften, Öffnungszeiten, Geschichte und Bestände
der neun Staatsarchive (Bamberg).
Stadtarchive in Bayern :
Bamberg ;
Nürnberg ;
Passau
(funktioniert nicht mit allen Browsern!)
.
andere deutsche Archivseiten:
Ergebnis eines Projekts des Max-Planck-Instituts für
Geschichte und des Stadtarchivs Duderstadt ist " Das
Stadtarchiv
Duderstadt im World Wide Web". Enthält
zahlreiche Urkundenabbildungen aus dem Spätmittelalter, auch
eine Datenbanksuche, funktioniert allerdings nicht immer
störungsfrei. Wegen der Bildgröße längere Ladezeiten. Für die Urkunden müssen die Texte aus dem
Urkundenbuch herangezogen werden, zu den Bildern gibt es nur
Regesten und ggfs. die bibliographischen Angaben. Bei der littera
cum serico Bonifaz IX. von 1396 hätte man sich einen Hinweis
auf B.Schwarz, Die Originale von Papsturkunden in Niedersachsen ..
Nr. 363 (Volltitel) gewünscht sowie zum Ausstellungsort Rom die
Präzisierung St. Peter.
Im Internet ist die Präsenz von Archiven noch
nicht so stark wie die von Bibliotheken, die wegen ihrer Online -
Kataloge eher dazu veranlaßt werden, aber bei der
Archivschule
in Marburg, die für den Höheren und den Gehobenen
Archivdienst die Ausbildung für die meisten Bundesländer
(ausgenommen Bayern, das in München ausbildet) durchführt,
finden Sie Seiten mit Verbindungen zur Netzpräsentation von
Archiven in
Deutschland,
meist aus dem kommunalen Bereich,
Europa
und
Übersee.
Der Aufsatz von Karsten Uhde
"Archive
und Internet" ist ebenfalls in einer Netzversion zugänglich.
Vorbildich wirkt dagegen das Angebot des Staatsarchivs
Prato mit Sitz
im Palazzo
Datini,
in dem neben anderen Familienarchiven auch das Archiv der
berühmten Kaufmannsfamilie aufbewahrt wird.
Außerdem gibt | es eine umfangreiche Liste mit Veröffentlichungen zu und aus den
Beständen des Archivs.
Das Staatsarchiv Florenz ist bei der Digitalisierung von Archivbeständen
allen anderen in Italien weit voraus. Der Anfang wurde mit dem Archivio
Mediceo avanti il Principato gemacht. Die Datenbank erfordert eine
Anmeldung.
Sehenswert sind Homepages der Kommunalarchive von
Palermo,
San Miniato
und
Turin
sowie Penne.
Neu im Netz:
Das Vatikanische Geheimarchiv
(Archivio
Segreto Vaticano) mit Abbildungen des
Liber
Diurnus (neue Version) und des Wormser
Konkordats (neue Version
ohne Transkription und Übersetzung).
Außerdem die Liste der CDs mit den Reproduktionen der Register
Reg.Vat. 1 - 523, Reg.Av. 1 - 120A und der Supplikenregister 1 - 265
(Clemens VI. - Martin V.),
479 - 509 (Calixt III.), 961 - 1169 (Alexander VI.). Neu hinzugekommen, aber unleserlich ist das Diplom
Barbarossas für Hildebrand von Tuszien von 1164
(D
F.I. 457). Auch das Ottonianum von 962 läßt nur wenig von der
Goldschrift auf Purpurgrund erkennen.
Das Spanische Kulturministerium bietet eine
Suchmaschine
für spanische Archivbestände, teilweise auch mit Verweisen
auf auswärtige einschlägige Bestände. Anmeldung
erforderlich.
In Großbritannien informiert das Public Record Office (jetzt
The National Archives of the United Kingdom)
über Aufgaben, Bestände und Benutzung
(PRO) und bietet auch
digitalisierte
Bilder
aus verschiedenen Epochen.