Karolingische Minuskel
Einschneidend fŸr die Entwicklung der lateinischen Schrift war die karolingische Schriftreform im spŠtem 8. und frŸhen 9. Jahrhundert. Diese stand im Zusammenhang mit der karolingischen Renaissance und der gewaltigen AbschreibetŠtigkeit in den verschiedenen Klšstern. Diese Reform vereinheitlichte die Schriftenvielfalt der Merowingerzeit. Dabei setzten sich von alleine an verschiedenen, oft weit voneinander entfernten Orten, Šhnliche Tendenzen durch, die durch ein Streben nach Kalligraphie geprŠgt waren. Das Ergebnis dieser Entwicklung ist die Karolingische Minuskel, die vor allem durch die Halbunziale beeinflusst wurde.
tradere ad monasterium sancti Galli proprietatem meam quam ex paterna hereditate et filiorum
fratris
mei concessione visus sum possidere in pago
Zurichgeuue nominato, in loco Man-
Kennzeichnend fŸr die Karolingische Minuskel ist ihr einheitliches, gleichmŠ§iges Minuskelalphabet, in dem jeder Buchstabe selbststŠndig fŸr sich steht und das fast ohne Ligaturen auskommt. In den Leitbuchstaben zeigt sich der Einfluss vieler VorgŠnger-Schriften: das unziale a mit zunehmend senkrechterem Schaft; das halbunziale, aber oben geschlossene e; das insulare g mit offenen, spŠter geschlossenem oberen und unteren Bogen; ein variables r, ein langes s und ein niedriges t mit geradem Querbalken. Die Karolingische Minuskel verdrŠngte im Laufe der nŠchsten beiden Jahrhundert alle anderen Schriften fast vollstŠndig aus dem Abendland.
Die Karolingische Minuskel ist die Schrift des Mittelalters.
Eine Sonderform stellt die Urkundenschrift der Kšnigskanzlei dar, die Diplomatische Minuskel, die erst zur Zeit Ludwigs des Deutschen die Merowingische Schrift verdrŠngte. Gro§e geschwungene OberlŠngen, die Beibehaltung der alten Buchstaben a, c, r, t sowie Ligaturen und verschiedene Schnšrkel, UnterlŠngen und eine Schleife als KŸrzungszeichen sind kennzeichnend fŸr die Diplomatische Minuskel.