Beispiel für eine idealtypsiche Urkunde:

Die nachstehende Urkunde soll als idealtypisches Beispiel einer Urkunde dienen. Hierbei muss aber erwähnt werden, dass nicht alle Urkunden in derart typischer Weise gegliedert sind.

Diplom Ludwigs des Jüngeren nr. 4 MGH DLJ 4

 

Deutsche Übersetzung nach Götz, Proseminar Mittelalterliche Geschichte:

[Protokoll]In nomine sanctae et individuaetrinitatis. [Invocatio] Hludouuicus divina favente gratia rex. [Intitulatio] [Kontext:] Si liberalitatis nostrae munere locis deo dicatis quiddam conferimus et necessitates aecclesiasticas nostro sublevemus iuvamine atque regali tuemur ammonitione, id nobis et ad mortalem vitam temporaliter transiendam et ad aeternam feliciter obtinendam profuturum liquido credimus [Arenga] Quapropter noverit omnium fidelium nostrorum tam praesentium quam et futurorum industria, [Promulgatio] qualiter nos pro remedio animarum piissimorum antecessorum augustorum et ob nostrae mercedis aucmentum nec non pro dilecta coniuge nostra Liutgarda et carissima prole nostra quasdam res proprietatisnostrae ad monasterium quod dicitur Gandesheim concessimus, quod est constructum in honore sancti Stephani protomartyris Christi et in nostro constat patrocinio, hoc est in villa quae dicitur Tennisteti et in villa quae dicitur Heriki in pago qui vocatur Suththuringa in comitatu Ottonis, cum domibus aedificiis campis agris pratis pascuis silvis cultis et incultis aquis aquarumve decursibus viis et inviis accessibus et adiacentiis finibus exitibus et regressibus et quicquid ad praefatus villas iure ac legitime pertinere videtur, ita ut quicquid ab hodierna die deinceps abbatissa et sanctimoniales femine praefati monasterii inde facerevoluerint, liberam in omnibus perpetualiter habeant potestatem faciendi [Dispositio]. Si vero persona quaelibet posterorum nostrorum, quod minime fore credimus, hoc nostrae concessionis praeceptum irrumpere temptaverit et quod inmunitatis et electionis a nobis concfessae scripto continetur, violandum decreverit, dei omnipotentis iram incurrere se nullo modo dubitet et coram iusto iudice in tremendo examinis die se rationem inde redditurum prae scientia male temptationis minime ignoret [Sanctio]. Et ut haec auctoritas nostrae concessionis firmior habeatur et per futura tempora a fidelibus nostris melius observetur veriusque credatur, manu propria nostra subter eam firmavimus et anuli nostri impressione signari iussimus Signum [Corroboratio] [Eschatokoll]Hludouuici (MF.) serenissimi regis [Signum-Zeile]. Uuolfherius cancellarius advicem Liutberti archicapellani recognovi et (SR. NN.) (SI.) [Rekognitions-Zeile] Data VII kal. febr. indictione X, anno incarnationis domini nostri Iesu Christi DCCCLXXVII, anno primo Hludouuici serenissimi regis in orientali Francia regnatis; actum Franconofurt [Datum und actum]; in dei nomine feliciter amen [Apprecatio].
Im Namen der heiligen und ungeteilten Dreieinigkeit. Ludwig, durch Gottes geneigte Huld Kšnig.Wenn wir aus der Aufgabe unserer Freigebigkeit heraus gottgeweihten Orten etwas Ÿbertragen und die Not der Kirchen durch unsere Hilfe lindern und sie durch kšnigliche Ermahnung schŸtzen, so wird uns das, wie wir fest glauben, helfen, sowohl das sterbliche Leben in weltlicher Hinsicht zu Ÿberstehen als auch das ewige glŸcklich zu erlangen. Deshalb sollen alle unsere Getreuen, die gegenwŠrtigen wie die kŸnftigen, wissen, dass wir um des Seelenheils unserer frommen kaiserlichen VorgŠnger willen, zur Mehrung unseres Lohnes sowie zugunsten unserer geliebten Gemahlin Luitgart und unseres vielgeliebten Kindes dem Kloster Gandersheim, das zu Ehren des heiligen Stephanus, des ersten MŠrtyrers Christi, errichtet ist und unter unserer Schutzherrschaft steht, einige unserer GŸter Ÿbertragen haben, nŠmlich in den Dšrfern (Hšfen) Tennstedt und Gro§enerich im SŸdthŸringgau in der Grafschaft Ottos, mit HŠusern, GebŠuden, Feldern, €ckern, Wiesen, Weiden, bewohnten und unbewohnten WŠldern, GewŠssern und WasserlŠufen, Wegen und Unwegen, ZugŠngen und Angrenzungen, AusgŠngen und RŸckwegen und was sonst per Recht und Gesetz zu den genannten Dšrfern gehšrt, so dass vom heutigen Tage an die €btissin und die Nonnen des genannten Klosters fŸr alle Zeiten und in allen Dingen die freie Vollmacht besitzen, damit zu machen, was immer sie machen wollen. Falls aber irgendeiner unserer Nachfolger, was, wie wir glauben, keineswegs geschehen wird, versuchen wird, diese unsere Verleihungsurkunde zu brechen, und sich entschlie§t, das, was dort schriftlich Ÿber die von uns gewŠhrte ImmunitŠt und Wahl festgehalten wird , zu verletzen, so besteht kein Zweifel, dass ihn der Zorn des allmŠchtigen Gottes ereilen wird, und ihm soll keineswegs unbekannt bleiben, dass er Ÿber das Wissen der Ÿblen Versuchung vor dem gerechten Richter am Tag des Gerichts darŸber zitternd wird Rechenschaft ablegen mŸssen. Und damit diese unsere Verleihungsurkunde fester beachtet und fŸr alle zukŸnftigen Zeiten von unseren Getreuen besser bewahrt und fŸr wahrer erachtet wird, bestŠtigen (beglaubigen) wir sie unten mit eigener Hand und ordnen an, sie mit dem Aufdruck unseres Ringes zu besiegeln. Zeichen des erlauchtesten Kšnigs Ludwig. Ich, Wolfher, habe es als Kanzler in Vertretung des Erzkaplans Luitbert, geprŸft und unterschrieben. Gegeben am 26. Januar des Jahres 877 nach der Geburt unseres Herrn Jesus Christus, in der 10. Indiktion, im ersten Regierungsjahr des erlauchtesten Kšnigs Ludwig, der im šstlichen Frankenreich herrscht; vollzogen in Frankfurt. Selig in Gottes Namen. Amen.

(Quelle und Übersetzung nach: Hans - Werner Goetz: Proseminar Geschichte: Mittelalter, S. 121 f.)

Weitere Beispielurkunden (ohne Übersetzung)

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