Ringvorlesung: Zeichen 27. Mai 2002
Sprachliche Zeichen:
Dies kann sich auf die Anwendung von Sprache selbst beziehen, aber auch auf
das Vorhandensein bestimmter formelhafter Elemente, die zur unmittelbaren
Evidenz beitrugen. Nach Meinung verschiedener Verfasser von
Handbüchern der ars dictaminis durfte eine Arenga vor allem dann nicht
fehlen, wenn es sich um ein Privileg von einer gewissen Bedeutung handelte.
So führt die sächsische Summa prosarum dictaminis bei der
Aufzählung der Teile eines Privilegs nach der Salutatio auf: Dein
sequitur arenga, si est arduum negocium. Nach der Schilderung der
Schlußteile eines Privilegs mit Corroboratio, Pönformel (Sanctio) und
Subscriptiones geht der Verfasser näher auf das Exordium ein :
Salutacionem sequitur arenga. Et est arenga concors et verborum et
sentenciarum posicio , auctoritate aliqua — si dictatori placuerit — inter
serta , que ita premitti debet et in principio obtinere suum locum, ut a
subsequente materia non solum non discrepet vel discordet, inmo per omnia
sibi perficiat sensum eius, esset enim alias monstruosum, tamquam si humano
capiti cervix iungatur equina. Arenga premissa apte et curialiter, ponetur
causa ipsius privilegii vel beneficii quod conceditur vel donatur.
Der Autor erwartet also, daß die Formulierung der Arenga in Einklang
stehe mit dem rechtlich - sachlichen Gehalt, daher einen Bezug dazu
aufweisen müsse, dabei aber durchaus allgemeine Grundsätze
formulieren darf und soll: Nach Gutdünken des Diktators können
auch auctoritates zitiert werden. Dazu könnte etwa die Bibel
gehören oder die Texte der Liturgie, doch auch Zitate aus Rechtstexten
können vorkommen.
© Horst Enzensberger 2002
Letzte Änderung am 5. Dezember 2003