Epigraphik[ Inschriftenkunde ]
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Diese Historische Hilfswissenschaft befaßt sich mit Lesen
und Deuten von Inschriften.
Wegen der Bedeutung von Inschriften als Schriftquelle hat die
Epigraphik im Rahmen der Altertumswissenschaften einen besonderen
Rang, die systematische Erschließung des mittelalterlichen
und neuzeitl. Materials wurde erst im 20. Jh. begonnen.
Mit einer gewissen Phasenverschiebung folgt die Entwicklung der Inschriftenschrift der allgemeinen Schriftentwicklung, die ältesten antiken Schriftzeugnisse stammen jedoch aus dem Bereich der Epigraphik (Monumentalinschriften; die Graffiti aus Pompei sind die Grundlage unserer Kenntnis der römischen Maiuskelkursive). Neben den verschiedenen Formen der Capitalis tritt Minuskel i.d.R. erst in der gotischen Epoche auf. Formvarianten sind vor allem durch den Schriftträger (Stein, Metall, Holz usw.) bestimmt. Zum Schreiben werden Meißel und Hammer benötigt, für gemalte Inschriften Pinsel und Farbe. Inschriften können vertieft oder erhaben geschrieben sein, auch die Verwendung gegossener Metallbuchstaben ist nachzuweisen. Unterschiede in der Ausprägung der Schriftformen gehen auf die Verwendung von Materialien und Werkzeugen zurück, deren Gebrauch nicht während des Schreibunterrichts erlernt wird.
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Inschriften finden sich an Bauwerken (von der Stiftungsinschrift bis zu Besitzzeichen), Flurdenkmälern, Glocken und vor allem als Grab- und Gedächtnisinschriften, ferner auf Gewandsäumen, handwerklichen Erzeugnissen und Kunstwerken.
Links sehen Sie den Rand vom Kaisermantel Heinrichs II. (Bamberg, Diözesanmuseum ) mit der Schrift: DECUS EUROPAE CESAR.
Beim Klicken auf Cesar sehen Sie den ganzen Mantel. |
Vor allem bei älteren Inschriften kommt auch abschriftliche Überlieferung vor (Epigramme, tituli von Buchrollen usw.). Wesentlich ist der öffentliche Charakter der Inschrift auch in den Fällen, in den es sich nicht um eine Monumentalinschrift handelt. Eine Sonderform ist die epigr. Überlieferung wichtiger Urkunden und Privilegien. In der Neuzeit konnten Verordnungen ebenfalls inschriftlich bekannt gemacht werden (etwa das Verbot der Ablagerung von Müll in manchen vicoli der römischen Altstadt aus der Zeit des Kirchenstaates ) . Spraydosengraffiti sind die derzeit letzte Stufe der epigraphischen Entwicklung (Petrucci bezieht auch Plakate und Anschläge in seine Betrachtung mit ein).
Eine Textdatenbank auf CD mit fast 40.000 griechischen und lateinischen Inschriften, darunter 557 Texte aus der Reihe der Deutschen Inschriften, und umfangreiche biliographische Verzeichnisse zu Veröffentlichungen von Inschriften der Spätantike und des Mittelalters (bis zum 13. Jahrhundert) bietet John M. Mansfield von der Cornell University, Ithaca N.Y. Texte mittelalterlicher lateinischer Inschriften in Sample Text finden Sie hier , darunter die meisten aus den Deutschen Inschriften.
Weitere Informationen über das Netzangebot zur Epigraphik finden Sie auf der eigenen Seite der VL - GHW.
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© Horst Enzensberger 2000. Letzte Änderung am 23. Juni 2002 .