Papsturkunden für das Abruzzengebiet
Im Rahmen der Zusammenarbeit mit der Universität
Chieti ist auch vorgesehen, systematisch die einschlägigen
Papsturkunden aus den Registerausgaben und anderen Quellenwerken
zusammenzustellen und mit der archivalischen Überlieferung in
der Region und außerhalb zu vergleichen. Um dies zu
verdeutlichen, wird ein Ausschnitt aus Vorarbeiten präsentiert.
Aus: Horst Enzensberger, Bausteine zur Quellenkunde
der Abruzzen im Mittelalter,
in: Contributi per una storia dell'Abruzzo adriatico nel medioevo
Contributi per una storia dell'Abruzzo adriatico nel medioevo. a cura
di Roberto Paciocco e Luigi Pellegrini [ Studi e fonti
di storia medioevale, moderna e contemporanea, 1 ] Chieti 1992 , 133
- 190.
Der Ertrag der Durchsicht der päpstlichen Register bzw. deren
Editionen soll am Beispiel Chieti für die Zeit des
Papstes Nikolaus IV. gezeigt werden 1.
Dabei wird zunächst die Tätigkeit des Bischofs im
päpstlichen Auftrag deutlich.
Vor allem Dispense für Kleriker und solche in
Eheangelegenheiten nehmen dabei in der Regel erheblichen Raum ein.
- Am 20. Februar 1289 erging der Auftrag an den Bischof, die
Kleriker Manerius und Gentilis, Brüder der Gräfin
Thomasia von Manoppello, super defectu natalium zu dispensieren,
ihnen allerdings keine Benefizien mit Seelsorgepflichten zuweisen
zu lassen 2. Am 29. Dezember desselben Jahres folgte
dann die Anweisung, die Dispense auch auf Benefizien cum cura
auszudehnen 3.
Vom 2. November 1289 stammen die Mandate, Thomas de Grandinato
und Gentilis de Grandinato, die die Schwestern Gisolda und Sophia
geheiratet hatten, vom Ehehindernis des vierten
Verwandtschaftsgrades zu dispensieren, da sie die Ehe
aufrechterhalten wollten 4.
Vom selben Hindernis waren auch Thomas Rogerii de Bucelano und
Jacoba nata Herami de Piscaria zu dispensieren, wozu das
päpstliche Mandat am 26. November 1290 erging.5
- Delikaterer politischer Natur war der Auftrag vom 23. Februar
1289, gegen den Justitiar Symon von Marziaco vorzugehen, der
verhindert hatte, daß das Hospital von S. Spirito in Sassia
in den Besitz der Schenkung gelangte, die ihm Desiderius Angeli
unter voller Beachtung der rechtlichen Formalien überlassen
hatte 6.
- Ferner erhielt der Bischof von Chieti am 30.Juni 1291 das
Mandat des Papstes, Petrus Mathei, den neuen Abt von S. Giovanni di
Colimestre in der Nachbardiözese Aquila zu weihen
7, obwohl dort damals keine Vakanz zu verzeichnen war.
- Auch in eigener Sache war der Bischof Empfänger
von Papsturkunden:
- zunächst erhielt er am 22. September 1288 die facultas
testandi verliehen 8,
- am 29. Juli 1290 bestätigte ihm der Papst den Besitz
der Kirche S. Maria de Baro, die sich bereits sein
Amtsvorgänger, Bischof Nikolaus von Chieti, ad usum des
Bischofs reserviert hatte 9.
- Die Ernennung des Cluniazensermönches und Propstes von
S.Angelo in Formis, Leobaldus, zum Abt von S. Giovanni in
Venere erfolgte am 16. September 1290 14. Am 23.
Oktober folgte bereits ein Schreiben an Karl von Salerno, in dem
er aufgefordert wurde, gegen die molestatores des Klosters
vorzugehen 15. Am 11. Januar 1291 empfahl der Papst den
Leobaldus dem Bischof von Isernia(?) 16.
- Im Jahre 1291 wurde an drei Kirchen von Guardiagrele ein
Ablaß verliehen :
- zuerst an das Klarissenkloster in Guardia 17,
- dann an das Johanneshospital vor Guardia 18
- und zuletzt an die Kirche S. Maria de Guardia 19.
- Außerdem wurde noch an zwei Laien in der Diözese
Chieti das Tabellionat verliehen, nachdem sie vor der
päpstlichen Kommission ihre Fähigkeiten bewiesen hatten.
- Der erste ist magister Grondinus Bartholomei de Bucclano am
11. September 1290 20,
- der zweite Thomasius Nicolecto de Guardia am 13.Dezember
1291 21.
- 1296 April 22 wurde dem Erzbischof Gentilis von Reggio das
Kloster S. Giovanni in Venere übertragen, um seine
Versorgung sicherzustellen, da er wegen der politischen Lage nicht
imstande war, sein bischöfliches Tafelgut in Kalabrien zu
diesem Zwecke heranzuziehen. 22
Dieser knappe Auszug dürfte bereits zeigen, daß die
systematische Durchsicht dieser Quellengruppen einen gewissen Ertrag
verspricht.
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Anmerkungen:
1 E. LANGLOIS, Les registres de Nicolas IV, Paris
1886 (BEFAR s. 2,5).
2 LANGLOIS, Nr.534,535.
3 LANGLOIS, Nr.1942,1943.
4 LANGLOIS , Nr.1659,1660
5 LANGLOIS, Nr.3686.
6 LANGLOIS, Nr.659.
7 LANGLOIS , Nr.5490.
8 LANGLOIS, Nr.329.
9 LANGLOIS, Nr.3013.
10 LANGLOIS, Nr.4217; vgl. KAMP, Kirche und
Monarchie 15 zur Urkunde des Nikolaus von Fossa von 1278.
11 LANGLOIS, Nr.969, 1210.
12 LANGLOIS, Nr.1889.
13 LANGLOIS, Nr.6237.
14 LANGLOIS, Nr.3369 - 3372.
15 LANGLOIS, Nr.7280
16 LANGLOIS, Nr.4008.
17 LANGLOIS, Nr. 4727 :7.April.
18 LANGLOIS, Nr.5358 : 19.Juni.
19 LANGLOIS, Nr.6078: 27. September.
20 LANGLOIS , Nr.3231.
21 LANGLOIS, Nr.6320.
22 RUSSO, Regesto Vaticano per la Calabria 1350.
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© Horst Enzensberger 1997 .
Letzte Änderung am 07.06.2007