Die Ostarrichi Urkunde:

Faksimile der Urkunde aus dem Besitz des bayrischen Hauptstaatsarchivs, München, ehemals Kaiserselekt 859, jetzt Hochstift Freising, Urkunden 14

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Transkription: In nomine sanctae et individuae trinitatis. Otto divina praeordinante clementia imperator augustus. Noverint omnium industriae fidelium nostrorum tam praesentium quam et futurorum, qualiter nos dignis petitionibus dilectissimi nepotis nostri Baioariorum ducis Heinrici annuentes quasdam nostri iuris res in regione vulgari vocabulo Ostarrichi in marcha et in comitatu Heinrici comitis, filii Liutpaldi marchionis, in loco Niuvanhova dicto, id est cum eadem curte et in proximo confinio adiacentes triginta regales hobas cum terris cultis et incultis, pratis, pascuis, silvis, aedificiis, aquis aquarumve decursibus, venationibus, zidalweidun, piscationibus, molendinis, mobilibus et inmobilibus, viis et inviis, exitibus et reditibus, quaesitis et inquirendis omnibusque iure legaliterque ad easdem hobas pertinentibus super gremium Frigisingensis aecclesiae ad servitium sanctae Mariae sanctique Christi confessoris atque pontificis Corbiniani, cui nunc fidelis noster Kotascalhus venerabilis praesidet episcopus, in proprium atque perpetuum usum concessimus firmiterque tradidimus nostra imperiali potentia, eo modo eoque tenore, ut eadem praefata Frigisingeni aecclesia idemque praelibatus antistes Kotascalhus atque omnes sui successores libero deinceps perfruantur arbitrio haec omnia tenendi, commutandi et quidquid voluerint inde faciendi. Et ut nostrae largitionis auctoritas firmior stabiliorque cunctis sanctae Dei aecclesiae filiis perpetim credatur, hanc cartam inscribi iussimus anuloque nostro signatam manu propria subtus eam firmavimus. Signum domni Ottonis invictissimi imperatoris augusti. Hildibaldus episcopus et cancellarius vice Vuilligisi archiepiscopi recognovi. Data kalendis novembris anno dominicae incarnationis DCCCCXCVI indictione X, anno autem tertii Ottonis regnantis XIII, imperii vero I. Actum (Bruoch)selle. Feliciter.
Übersetzung: Im Namen der heiligen und unteilbaren Dreifaltigkeit. Otto, durch göttliche vorausbestimmende Gnade Kaiser (und) Augustus (der Erhabene). Alle unsere eifrigen, Getreuen, die gegenwärtigen und auch die künftigen, mögen wissen, dass wir, die würdigen Bitten unseres geliebtesten Vetters Heinrich, des Herzogs der Baiern, erfüllend, gewisse Besitzungen unseres Rechts in der Gegend, die in der Volkssprache Ostarrichi heißt, in der Mark und Grafschaft des Grafen Heinrich, des Sohnes des Markgrafen Liutpald, in dem Ort, der Niuvanhova genannt wird, das heißt mit eben diesem Hofe und dreißig in seiner unmittelbaren Umgebung liegende Königshufen mit bebautem und unbebautem Land, mit Wiesen, Weiden, Wäldern, Gebäuden, mit Quellen und Wasserläufen, mit Jagden, Bienenweiden, Fischwässern, Mühlen, mit beweglichem und unbeweglichem Gut, mit Wegen und unwegsamen Land, mit Ausgängen und Eingängen, mit erzielten und noch zu erzielenden Erträgen und mit allem, was nach Recht und Gesetz zu diesen Hufen gehört, dem Schoße der Freisinger Kirche, der jetzt unser getreuer Gottschalk, der ehrwürdige Bischof, vorsteht, zum Dienste der heiligen Maria und des heiligen Bekenners Christi und Bischofs Corbinian zu eigenem und ewigem Gebrauch überlassen und durch unsere kaiserliche Macht fest übergeben haben, und zwar so und auf solche Weise, dass die genannte Freisinger Kirche, ihr genannter Vorsteher Gottschalk und alle seine Nachfolger alles dieses in Hinkunft nach freiem Ermessen besitzen, eintauschen oder was immer sie wollen damit tun können. Und damit der Kraft unserer Schenkung von allen Söhnen der heiligen Kirche Gottes stets fester und unerschütterlicher Glaube geschenkt werde, haben wir diese Urkunde zu schreiben befohlen und sie, nach der Besiegelung mit unserem Siegel, unten mit eigener Hand unterschrieben (bekräftigt). Handmal des Herrn Otto, des unbesiegbarsten Kaisers (und) Augustus (des Erhabenen). (Ich) Hildibald, Bischof und Kanzler, habe anstelle des Erzbischofs Willigis rekognosziert (überprüft). Gegeben am 1. November im Jahre der Fleischwerdung des Herrn 996, in der 10. Indiktion, im dreizehnten Regierungsjahr des Königs Otto III. und im ersten seines Kaisertums. Geschehen zu Bruchsal. Mit Glück.
Bedeutung der Urkunde: Das älteste erhaltene Dokument, das die von den Babenbergern verwaltete Mark an der Donau, das Ursprungs- und Kernstück aller späteren babenbergischen und habsburgischen Herrschaften, des Habsburgerreiches der Neuzeit und schließlich auch das Österreich von heute als Ostarrichi bezeichnet, das älteste Zeugnis für den Gebrauch des Österreich-Namens, ist eine Pergamenturkunde aus dem Jahre 996. Sie wird heute im Bayerischen Hauptstaatsarchiv in München aufbewahrt. Sie wurde am 1. November jenes Jahres vom jungen Kaiser Otto III. in Bruchsal für das bayerische Hochstift Freising ausgestellt und schenkt dieser Kirche einen Königshof mit 30 Hufen Land mit allem Zubehör in der Gegend von Neuhofen an der Ybbs, das hier ebenfalls erstmalig genannt wird. Die Schenkung liegt, wie es in der Urkunde heißt, "in dem Gebiet, das in der Vokssprache Ostarrichi heißt, in der Mark und Grafschaft des Grafen Heinrich, des Sohnes des Markgrafen Leopold". Der Sach- und Rechtsinhalt der Urkunde wurde wahrscheinlich im Jahre 1002 nachgetragen oder neu geschrieben, da das Siegel auf Heinrich II. und nicht Otto III. hinweist. Es handelt sich dabei um eine abermalige Bestätigung durch den Nachfolger und unterstreicht die Echtheit der Urkunde. Unterschriften, Datierung und Schlußwunsch sind zweifellos aus der kaiserlichen Kanzlei Otto III. und stammen aus dem Jahre 996.
Links:

  • Transkription, Übersetzung und Hintergrundinformationen zur Ostarrichi Urkunde. Ein Projekt des BORG Monsbergergasse Graz (Archivversion)


  • weitere Seite zur Ostarrichi Urkunde


  • 1000 Jahre Ostarrichi Urkunde; Version beim Austria-Forum


  • Wikipedia


  • Literatur:

    - Wandruszka, Adam: Die Ostarrichi-Urkunde. Faksimile im Originalformat der Urkunde aus dem Besitz des Bayerischen Hauptstaatsarchivs, Graz 1981.