Jahresanfang

Der Jahresanfang ist von mathematischen und astronomischen Überlegungen unabhängig. Er begründet sich durch kulturelle, politische oder verwaltungstechnische Anlässe. Aus dem Mittelalter kennen wir sechs verschiedene Daten für Jahresanfänge und noch viele verschiedene Möglichkeiten zur Festlegung des Neujahrs.

1. Am 25. März vor unserem Jahresanfang (stilus Pisanus), dem Tag der Verkündung Marien (Annunciationis Mariae = Annuciationsstil, Marienjahr).

2. Am 25. März nach unserem Jahresanfang (stilus Florentinus); War in großen Teilen Europas in Gebrauch, außer z.B. in England oder Italien beim Cisterzienserorden.

3. Am 1. September vor unserem Jahresanfang; Entsprechend dem Beginn der in Byzanz üblichen Jahreszählung nach der Schöpfung der Welt auch Byzantinischer Stil genannt.

4. Am 25. Dezember vor unserem Jahresanfang; Das Jahr beginnt mit dem Geburtstag Christi. Der sogenannte "Weihnachtsstil" war die im Mittelalter verbreitetste Form des Jahresanfangs.

5. Am 1. Januar; Der 1.Januar war der Festtag Circumcisionis Christi. Dieser Stil wird daher auch Circumcisionsstil genannt. Er setzte sich im abendländischen Kalender erst im 16.Jahrhundert durch.

6. Am 1. März, welcher der altrömische, vorcäsarische Jahresbeginn genannt wird. Er war unter anderem im merowingischen Frankenreich üblich.

7. Zu Ostern, was 35 verschiedene Daten für den Jahresbeginn bedeutet, zwischen dem 22.März und dem 25.April. Der Osterstil herrschte bis in das 16.Jahrhundert in Frankreich vor.

Bei der Umrechnung von urkundlichen Datierungen muss der Jahresbeginn immer mit in Betracht gezogen werden, da sonst Irrtümer über chronologische und kausale Zusammenhänge möglich sind. In der mordernen Geschichtsschreibung werden Jahresdaten, um Mißverständnisse zu vermeiden, fast immer in die heute genutzte Form (Jahresbeginn 1. Januar) umgerechnet.