UrkundenźbergabeRingvorlesung: Zeichen 27. Mai 2002

Anmerkungen zu anderen Abschnitten

Siegel:
Oblatensiegel 1: Noch in jüngster Zeit auf den Doktordiplomen deutscher Universitäten mit tatsächlicher und nicht nur fiktiver alter Tradition in Verwendung. Allerdings wurden dabei weder Wachs noch Oblaten zur Befestigung benutzt.
Oblatensiegel 2: Ein frühes Beispiel ist das Siegel des Erzbischofs von Cagliari, Johannes von Aragon, auf einem Schreiben an den Bischof von Barcelona (1355 - 1358) . Im aragonesischen Bereich ist diese Form überhaupt recht geläufig .

Goldbullen (Anm.3): In die byzantinische Traditionsreihe gehört auch die Goldbulle des Königs Leo von Kleinarmenien . Weitere byzantinische Goldbullen stammen von Andronikos II. Palaiologos, ebenfalls von 1277 , und Johannes V. Palaiologos aus dem Jahre 1370 , wie bei Michael VIII. beides in lateinischer Sprache geschriebene Urkunden über das Glaubensbekenntnis römischer Art der byzantinischen Herrscher. Auf den Siegeln wird nicht der βασιλευσ -Titel, sondern der δεσποτησ -Titel benutzt, was auf Münzen und Siegeln bis ins 14.Jh. hinein gebräuchlich ist . Den αυτοκρατωρ - Titel, also den eigentlichen Kaisertitel der spätbyzantinischen Zeit, führt dagegen Johannes VIII. Palaiologos auf seinen beiden Goldbullen, zuerst 1433 an dem griechisch-lateinisch abgefaßten Prokuratorium für die oströmischen Vertreter beim Basler Konzil . Der Stempel dafür ist mit Sicherheit in Byzanz hergestellt worden, während die Siegeldarstellung auf der Goldbulle für das ebenfalls griechisch-lateinische Unionsdekret von 1439 , das in Florenz ausgestellt und dort vom Kaiser auch unterschrieben wurde, in Ikonographie und griechischer Aufschrift den Verdacht erweckt, daß der Stempel dafür in Florenz unter Beteiligung dortiger Handwerker entstanden sei. Außerdem ist dieses Dekret mit der Bleibulle des Papstes Eugen IV. versehen.

© Horst Enzensberger 2002
Letzte Änderung am 6. Dezember 2003